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Initiative "Freiheit statt Vollbeschäftigung" (2006)



Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie recht herzlich zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung. Im Rahmen meines Studiums der Soziologie und Philosophie an der J.-W.-v.-Goethe Universität Frankfurt am Main hatte ich das ausgesprochene Glück, an einen ambitionierten Forschungskreis zu geraten, der meine berufliche Laufbahn fortan vorbereiten und prägen sollte. Er gab mir eine Methode des gesteigerten gesunden Menschenverstandes an die Hand, die es mir ermöglichte, konventionelle Denksysteme zu hinterfragen, zu dem eigentlichen Kern eines Problems vorzudringen und dieses mit sich dadurch eröffnenden Alternativen des Denkens und Handelns zu konfrontieren. Und dies selbst und gerade auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Das kommt nicht von ungefähr, da gerade doch Wissenschaft und Kunst eine zentrale Gemeinsamkeit verbindet: Beide sind Sachwalter des Neuen. Was das bedeutet, erfahren meine Schüler tagtäglich im Unterricht bzw. in ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit künstlerischen Anforderungen. Den Blick auf das Andere, das Unbekannte, Ungewöhnliche zu lenken, ihnen Potentiale abzuringen, die der Sicht auf die Welt neue Perspektiven verleihen, erfordert ein besonderes Maß an Offenheit und Kritikfähigkeit.

Dem interessanten politischen Konzept, das mein damaliger Studienkollege Sascha Liebermann, dem Mitbegründer der Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung Ihnen heute präsentieren und mit Ihnen diskutieren möchte, wünsche ich eine angemessene Portion Offenheit und Unvoreingenommenheit von Seiten des Publikums, da ich persönlich in Gesprächen über diese Thematik nicht selten pauschale Vorurteile registrieren konnte, die vorschnell die Sache wieder vom Tisch räumen, ohne sich geduldig erst einmal auf sie einzulassen. Ich möchte durch diese Veranstaltung vermeiden, dass der meines Erachtens innovativen Idee ein vergleichbares Schicksal widerfährt wie unverstandenen Kunstwerken, deren Potential erst viel später erkannt wurde.

Das Konzept der Initiative hat meiner Auffassung nach fast den Charakter eines Kunstwerkes: Es ist entgegen der durch chronische Hilflosigkeit geprägte aktuelle politische Debatte ein durchdachtes, in sich konsistentes Ideengebäude – seinerseits ein Spiegelbild des scharfen analytischen Instrumentariums, das auf die Realität angewendet wurde –, das vor allem ein offensichtlich in Vergessenheit geratenes politisches Selbstverständnis reaktivieren möchte. Ihm geht es um die Stärkung der Autonomie des Bürgers, also von uns allen, möchte Denkanstöße geben, wie eine gesündere, gerechtere Gesellschaft aussehen könnte. Einerseits erscheint die Idee utopisch, weltfremd, andererseits appelliert sie gerade an das Substrat einer funktionierenden Gesellschaft, nämlich an die Autonomie der Menschen, wodurch die Utopie auf einmal in greifbare Nähe rückt.

Wie ein Kunstwerk möchte die Idee der Initiative die Haltungen der Menschen verändern, ohne sie zu gängeln, möchte das Selbstbewusstsein des Einzelnen, sein politisches Verantwortungsgefühl stärken, möchte brachliegende Potentiale aktivieren. Unabhängig von der Frage ihrer Einlösbarkeit leistet die Idee einen grundlegenden Sinneswandel, eine Besinnung auf die Grundfesten einer bürgerlichen, freiheitlichen Gesellschaft.

Ich erteile nun Herrn Sascha Liebermann das Wort, um ihm endlich die Chance zu geben, Ihnen seine provokanten und gewagten Thesen zu unterbreiten. Nach einem etwa 20-minütigen Vortrag wird es noch genügend Zeit für eine hoffentlich heiße, aufschlussreiche Diskussion geben. Vielen Dank!

Michael Becker / Schulleitung 

Die Veranstaltung wurde in ganzer Länge gefilmt. Bestellen Sie sich die DVD unter: info@w-f-k.de. Kosten 10,- Euro.

www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wolfgang Becker